Keela tritt in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen Vorreiter Kira und Guinness
Wir bedanken uns bei Ute Storck für diesen spannenden Artikel über ihre Arbeit mit 3 ganz unterschiedlichen Irish Terriern im Agility.
Irish Terrier und Agility – passt das zusammen?
Hier unten im Bild, das ist unsere KENAVO Innocent Keela geb. am 31.7.2018. Mit 2 1/2 Monaten stand sie zum ersten Mal neugierig in ihrer zukünftigen Wirkungsstätte und fragt sich wahrscheinlich, wo sie denn hier gelandet ist. Keela ist mein dritter Irish Terrier und auch mit ihr möchte ich meiner zweiten großen Leidenschaft – nach den Irish Terriern – dem Agility nachgehen.
Agility – was ist das denn?
Diese Hundesportart kommt ursprünglich aus England und hat etwas Ähnlichkeit mit einem Reit- und Springturnier im Pferdesport. Der Hund durchläuft - geführt vom Hundeführer - einen Parcours, der aus vielen verschiedenen Hindernissen zusammengestellt ist. Dieser Parcours ist von dem Team in vorgegebener Reihenfolge schnellstmöglich und fehlerfrei zu bewältigen. Der Hund muss Hindernisse (z.B. Hürden, Reifen, Wippe, Laufsteg, A-Wand, Tunnel, Slalom) auf Sicht- und Hörzeichen des Hundeführers, überwinden. Dabei ist absolute Teamarbeit gefragt. Es wird zwischen dem „A-Lauf“ und dem „Jumping“ unterschieden. Beim A-Lauf gibt es sogenannte Kontaktzonengeräte wie A-Wand, Wippe und Steg, die beim Jumping fehlen. Kontaktzone bedeutet, der Hund muss diese sowohl am Anfang als auch am Ende des Gerätes berühren.
Die individuelle Kombination der Elemente macht dabei den speziellen Charakter eines Parcours aus. Um einen fairen Vergleich zu haben, starten die Hunde in drei Größenklassen (small, medium, large), nach denen sich auch die Sprunghöhe der Hindernisse richtet (Irish Terrier müssen in der Regel aufgrund ihrer Schulterhöhe in der Large-Klasse starten). Außerdem gibt es vier verschiedene Leistungsklassen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (A0 bis A3).
Der Verlauf der Strecke ist am Wettkampftag ganz der Kreativität des Richters überlassen. Jeder Parcours ist durch seinen individuellen Aufbau eine neue Herausforderung für das Team. Gerade mal 5 Minuten Zeit erhalten die Hundeführer vor dem Start, um sich den kompletten Streckenverlauf einzuprägen und dabei Laufstrategie und Führtechnik festzulegen.
Seit jetzt gut 14 Jahren bin ich dem Agility-Fieber verfallen. Angefangen hat alles mit meinem ersten Irish Terrier Kira (Erin Kira Pepper’s Pack geb. 4.8.2003). Nach den üblichen Welpen- und Junghundekursen habe ich überlegt, wie ich mich weiter mit Kira beschäftigen könnte. Da in unserem Verein Agility angeboten wurde, lag es nahe, das mal auszuprobieren. Sehr schnell haben wir viel Spaß an diesem Sport entwickelt. Aber nicht nur Kira musste lernen. Auch ich hatte ja anfangs keinerlei Ahnung von dem Sport und hatte nicht selten einen Knoten im Kopf und in den Beinen. Und ich hatte einen Terrier an meiner Seite – eigenständig und nicht selten stur. Es gibt definitiv Hunderassen die einfacher zu händeln und im Agility zu führen sind, aber ein wenig Herausforderung hat noch keinem geschadet.
Wir trainierten fleißig und irgendwann entstand der Wunsch, auch einmal Turniere zu laufen. Kira war total wendig und daher auch sehr schnell. Sie war meine Jumping-Queen und stand ziemlich häufig auf dem Treppchen. Aber um in eine höhere Klasse aufzusteigen, muss man die A-Läufe mit 0 Fehler durchbekommen und das war unser Problem. Sie hat die Kontaktzonen mit einer Beständigkeit übersprungen, die mich wahnsinnig gemacht hat. Nicht, dass sie das nicht konnte, denn im Training hat es meistens geklappt. Es lag an mir. Ich war bei den Turnieren dermaßen aufgeregt, und verhielt mich völlig anders als beim Training. Dies hat sich manchmal schon am Start gezeigt. Wenn ich total von der Rolle war, startete sie schon mal einfach los: Frauchen ich lauf dann schon mal los, ich weiß wo es langgeht.
Aber wir beide haben es letztendlich mit viel Geduld geschafft, bis in die Königsklasse A3 aufzusteigen. Mit knapp 10 Jahren ist Kira in den wohlverdienten Agi-Ruhestand getreten. Mit knapp 14 ½ Jahren ist sie leider gestorben.
2009 ist Guinness in unser Leben getreten (Rufus Yes I’m Guinness geb. 6.3.2009). Auch mit ihm wollte ich gerne Agility machen. Da ich durch die Zeit mit Kira und diversen Seminaren schon einiges über die Ausbildung eines Agility-Hundes gelernt hatte, war unser Training schon viel effektiver. Nachdem Guinness seine Begleithundeprüfung gemacht hatte, sind wir ins Turnierleben eingestiegen. Er war ganz anders zu führen als Kira. Sie war klein und wendig und Guinness – ein ziemlich großer Rüde – hatte zunächst einen Wendekreis wie ein Lkw. Außerdem hatte er ständig Blödsinn im Kopf. Wenn wir auf einem Turnier waren auf dem er den Richter noch nicht kannte, ist er vom Start weg erstmal hingelaufen um ihn höflich zu begrüßen. Wir waren dann zwar disqualifiziert, aber das Publikum hatte seinen Spaß. Oder er hat die Parcourshelfer aufgesucht und dort erstmal nach dem Rechten geschaut. Auch schön, wenn er nach einem bisher fehlerfreien Lauf an der Zielhürde vorbeirennt und auf den Tisch springt, auf dem der Chip ausgelesen wird. Dort gibt es nämlich meistens ein Leckerchen. Dass er auch schon vom Richtertisch das Brötchen des Richters stibitzt hat, erwähne ich hier nur mal am Rande. Ja, es war anfangs nicht einfach mit ihm. Irgendetwas war immer: Entweder er hatte eine Slalomphobie oder die Hormone bollerten und er war gedanklich anderweitig beschäftigt oder er fing wie Kira mit dem Überspringen der Kontaktzonen an. Unterm Strich hatten wir eine längere Durststrecke und ich hörte dann schon mal: Mit dem hast du aber auch dein Tun!
Aber mit Geduld und Spucke schafft man alles. Wir sind im Laufe der Zeit ein tolles Team geworden und es hat riesen Spaß gemacht mit ihm zu laufen.
Er hat beim Training immer viel gute Laune verbreitet und ich habe oft zu hören bekommen: Der Guinness ist immer so lustig. Er hat zwar immer wie ein Rabe Leckerchen aus Taschen und Körben geklaut, aber irgendwie konnte ihm keiner böse sein.
Guinness hatte sowieso einen großen Fanclub. Da er zumindest hier in unserem Bereich der einzige Irish Terrier im Agility war, kannte uns jeder. Und da er so ein netter und liebenswerter Kerl war und natürlich noch immer ist, mögen ihn viele. O-Ton bei einem der letzten Turniere: Eigentlich mag ich keine Terrier – aber Guinness ist einfach großartig.
Die letzten Jahre bin ich auch mit ihm in der höchsten Klasse A3 gestartet und durfte mit ihm im letzten Jahr seiner aktiven Karriere an der Bundessiegerprüfung teilnehmen – da war ich schon sehr stolz auf uns beide. Im Sommer 2019 habe ich Guinness mit gut 10 Jahren aus dem aktiven Turnierleben herausgenommen und er darf sein Rentnerleben genießen.
Ja und nun ist sie da – meine kleine Rennsemmel Keela. An ihr merke ich, dass ich mit Guinness zusammen nicht nur älter, sondern offensichtlich auch langsamer geworden bin. Angefangen im Agility- Kindergarten mit viel Spielen und Umrunden von z.B. Gartensäcken bis hin zu ersten Parcourssequenzen tasten wir uns jetzt an komplette Parcours heran – inklusive Schnappatmung bei Frauchen. Als echter IT lässt natürlich auch sie sich immer etwas einfallen, womit sie sowohl meine Trainer als auch mich auf die Palme bringt. Gerne läuft sie während des Trainings an die Abgrenzung zum Nachbarplatz, stellt sich hin wie ein Erdmännchen und schaut rüber, was denn da so los ist.
Die erforderliche Begleithundeprüfung haben wir mittlerweile geschafft und vielleicht versuchen wir uns in diesem Jahr mal bei einem ersten Turnier. Ich freue mich schon darauf wenn der Sprecher sagt: Am Start sehen wir Ute mit ihrem Irish Terrier Kenavo Innocent Keela.