Es ist nicht Glennas erste lange Tour...
100 km, 5 Etappen, 4 Mann, ein Hund, viel Regen, viele tote Bäume, ein Nationalpark, eine ehemalige Grenze, ein Weltkulturerbe - und sehr viel Spaß.
Eine Harzquerung von West nach Ost in fünf Etappen auf dem Harzer-Hexen-Stieg.
Unsere Wahl ist auf den Harzer-Hexen-Stieg gefallen da wir, Corona-bedingt, keine weite Anreise haben wollten und alles kurzfristig änderbar sein sollte. Der Stieg ist einer der etabliertesten Fernwanderwege in Deutschland. Dementsprechend ist die Ausschilderung lückenlos und alle Informationen sind im Netz oder einem guten klassischen gedruckten Wanderführer bestens zugänglich. Er startet in Osterode und endet ca. 100 km weiter östlich in Thale. Unser Ziel war Quedlinburg, das man von Thale bequem mit dem ÖPNV erreicht. Der Weg führt über den Brocken, durch den Nationalpark und an verschiedenen Harzer Orten und Sehenswürdigkeiten vorbei.
Nachdem Glenna schon viele, auch lange und anstrengende, Tageswanderungen in verschiedensten Geländen mit uns unternommen hat, sollte es dieses Mal eine Streckenwanderungen über mehrere Tage werden. Streckenwanderung heißt für uns (vier Freunde, die seit 20 Jahren gemeinsam wandern), dass das Gepäck für die Zeit, in der man unterwegs ist, komplett im eigenen Rucksack getragen wird und dass alles über 10 kg keinen Spaß macht.
Das brachte im Vorfeld ein paar neue Überlegungen und Fragen mit sich:
Geht das konditionell? Wie sieht die Ausrüstung für den Hund aus? Wie geht das mit dem Übernachten? Wie löse ich die Verpflegung?
Glennas Ausrüstung bestand aus:
Ihrem eigenen Rucksack, einer leichten einfachen Nylonleine mit Verstellmöglichkeiten, einer 5 m langen leichten Schleppleine, einem Halsband mit integriertem LED Leuchtstreifen, einer Decke, Zeckenhaken, zwei Überschuhen, einem Tuch um sie zu trocknen, einem Regenschutz, einer Wasserflasche, einem faltbaren Napf und ihrem Futter für alle Tage. Alles in allem schon etwas Gewicht, dass Herrchen mehr tragen muss.
Den Hunde-Rucksack kann man sicher diskutieren. Ein Effekt, den er bei uns immer hat, ist das Glenna in dem Augenblick, in dem sie ihn angelegt bekommt weiß, dass etwas Spannendes passiert und es eine längere Tour wird. Ab da macht sie deutlich weniger Zusatzmeter. Sie schont Kräfte. Außerdem ist er gleichzeitig ein gutsitzendes Geschirr. Sicher ist auch, dass er von den meisten Menschen, die einem begegnen, kommentiert wird und man immer ins Gespräch kommt.
Gefüllt war Glennas Rucksack zu Beginn mit den Tagesfutterrationen für vier Tage. Unsere Erfahrung war, dass wenn man im Sommer und/oder im Süden unterwegs ist, es durchaus Sinn macht, wenn Glenna zusätzliches Wasser selbst trägt. Dafür ist der Rucksack von Ruff konzipiert. Im Harz, wo es reichlich Wasser gibt fällt diese Funktion weg und meine Gewichtsersparnis war auch nur minimal. Im Nachhinein würde ich sagen, im Wechsel mit dem Regenschutz und dem damit verbundenen Tragen des Teils durch mich war er eher hinderlich bzw. nicht wirklich notwendig.
Da wir, wetterbedingt, aus der Brockenüberquerung eine Brockenumgehung gemacht haben und die Zeit im Nationalpark (Leinenpflicht) sich so auf einen halben Tag begrenzt hat, ist auch die Schleppleine nicht zum Einsatzgekommen. Grundsätzlich ist Glenna 98 % der Wanderzeit frei gelaufen. Das ist einfach die normale Form, in der wir zusammen unterwegs sind. Am letzten Tag in Quedlinburg war sie dann ein braver Leinenstadthund zum Kulturprogramm.
Zum Futter: Hier habe ich mir von ihrem üblichen Trockenfutter Tagesrationen abgepackt. So lässt sich am besten nachvollziehen, dass sie auch immer ihre Ration gefressen hat und man kann unterwegs, bei Pausen, einfach auch mal aus der Hand füttern. Aus den Überlegungen zur Kondition und erhöhtem Kalorienverbrauch hatte ich mich im Vorfeld über „Hundeenergieriegel“ informiert. Konzentrierte Energie wie sie z. B. Jagdhunde oder Sporthunde in entsprechenden Situationen zur schnellen Regeneration oder als extra Schub zu sich nehmen. Nach einem Tipp aus der IT FB Gruppe fiel meine Wahl auf die Riegel von Leyen. Natürlich vorher verkostet und genehmigt. Ein Riegel pro Tag zur Unterstützung.
Die Übernachtung mit Hund habe ich im Vorfeld individuell gebucht und jeweils abgesprochen. Im Harz, an der Route, kein Problem. Die Situation der täglich wechselnden Unterkünfte war vielleicht das Einzige, was Glenna erkennbar nur bedingt gefallen hat. Der liebste Aufenthaltsort in den jeweiligen Zimmern war das Fußende meines Bettes.
Zur Ausrüstung muss man sagen, dass im Nachhinein sicher der Regenschutz das Wichtigste war. Dieser sorgt dafür, dass Glenna nicht komplett durchnässt und sie dann auch erst einmal nicht mehr trocknet. Ansonsten wird es wohl beim nächsten Mal ein sehr leichtes, gut gepolstertes und gutsitzendes Geschirr geben. An den Unterkünften konnte man damit punkten, dass man den Hund erst einmal abgetrocknet und „gereinigt“ hat, bevor das Haus betreten wurde
Die beeindruckendste Erfahrung für die menschlichen Wanderer war der Zustand des Waldes im Harz. Wer sich anschauen möchte wie der Klimawandel in Kombination mit falscher Forstwirtschaft (Monokulturen) zuschlägt, ist im Harz genau richtig. Im Nationalpark, wo die Natur wieder sich selbst überlassen wird, ist es fürs Auge auch nicht immer schön, aber erkennbar auf einem guten Weg, hier entwickelt sich was. Die Quadratkilometer abgestorbenen Waldes rund um den Nationalpark, stundenlanges Wandern über frisch gerodete Flächen oder durch abgestorbene, vom Borkenkäfer „aufgefressene“ Fichten schlagen aufs Gemüt und stimmen sehr nachdenklich.
Insgesamt hat Glenna die Woche vermutlich sehr genossen. Jeden Tag endlos viele neue Eindrücke, ganz viel Bewegung, genug Aufmerksamkeit und den ganzen Tag draußen. Glenna hätte vermutlich noch einige Tage weiterlaufen können. Negative Erfahrungen haben wir keine gemacht. Wenn ich unseren Hund richtig kenne, gilt für sie das gleiche wie für uns menschliche Wanderer,: der eigentliche Weg hätte an vielen Stellen deutlich interessanter sein dürfen. Weniger Forststraßen und mehr wirkliche Pfade (lag zum Teil aber sicher auch an den, durch Forstschäden bedingten Umleitungen). Das Wetter hätte natürlich besser sein können, aber damit muss man sich, auch als Hund, arrangieren.
Andreas Lippe
Wir bedanken uns für diesen tollen Bericht und die wunderbaren Beweisfotos. Noch mehr davon gibt es unten in der Slideshow. Glenna ist viel mit ihrer Familie unterwegs. Wir sind sehr glücklich, dass sie so ein tolles Leben hat: immer dabei, geliebter Kinder- und Familienhund und nicht zuletzt eine KENAVO Wanderratte UND eine KENAVO Wasserratte. Fotos zum Thema "Glenna und das Meer" zeigen wir demnächst auch im Blog. Einfach immer mal wieder vorbeischauen und überraschen lassen.